EMiGRA – Filmfestival aller Migranten
Warszawa, Vilnius, Berlin, Chicago
EMiGRA war bislang ein Filmfestival, das Polen aus der ganzen Welt zusammenbringt. Jedoch wollen wir nun mit EMiGRA an weitere Orte der Welt gehen und die Formel des Festivals erweitern. Ab dem Jahr 2020 planen wir das Format des EMiGRA Filmfestivals zu vergrößern, indem wir eine spezielle Edition in Berlin organisieren. Hierbei wollen wir ausländische Filmemacher, die ihre Filme auf das Thema Migration konzentrieren, zur Teilnahme an unserem Wettbewerb einladen…
Das Leben von Migranten ist seit sieben Jahren das Hauptthema des EMiGRA Filmfestivals. Die Hauptedition des Festivals findet traditionell in der Warschauer Altstadt, im Kino Kultura statt. Über 3000 Besucher, welche rund 40 Filme gesehen haben, erfreuten sich 2019/letztes Jahr am EMiGRA Festival. Seit drei Jahren finden außerdem ausländische Editionen in Vilnius, Lemberg, Berlin und Chicago statt. Um die unterschiedlichen Bedürfnisse unseres Publikums, dessen Alter und Interessen berücksichtigen zu können, wurde das Programm in thematische Blöcke eingeteilt. 2019 hat das EMiGRA Festival zum erneuten Mal den Erdball umkreist, da Polen auch in den entferntesten Ländern leben. Auf das EMiGRA Filmfestival sind sowohl Amateure, als auch Profis eingeladen, die Dokumentarfilme, Spielfilme, Kurzfilme und Zeichentrickfilme mit dem Thema der Migration produzieren. Am Wettbewerb um die goldenen EMiGRA, dem Grand Prix des EMiGRA Filmfestivals, nahmen Filme teil, die im Ausland lebende Polen zeigten sowie Filme, die durch, im Ausland lebende, polnische Filmemacher realisiert worden sind.
Das EMiGRA Publikum hatte die Gelegenheit, die für das BBC gedrehten Dokumentarfilme Dostoyevsky’s travels und From Moscow to Pietushki with Benny Yepofeev, des polnischen Oscar Preisträgers Pawel Pawlikowski zu sehen und mit ihm darüber zu diskutieren. Für den wettbewerblichen Teil des EMiGRA Filmfestivals, der in über 100 polnischen und ausländischen Medien bekannt gegeben worden ist, sind über 40 Filme aus allen Kontinenten eingegangen. Die internationalen Jurymitglieder des EMiGRA Filmwettbewerbs verleihen jährlich 8 EMiGRA Preise. Das EMiGRA Filmfestival 2019 erfreute sich an einem großen medialen Echo sowohl in Polen, als auch im Ausland. Über das Festival wurde in mehr als 70 polnischen Medien berichtet, davon in 15 ausländischen Medien. Die dritte Ausgabe des EMiGRA Filmfestivals zog den Durchbruch des Projekts mit sich, da es allgemein in Warschau zu einem bekannten Event wurde und nun einen Platz im polnischen Veranstaltungskalender einnehmen durfte. Die polnische Nachrichtenagentur PAP hat dank ihrem großen Interesse an unserem Projekt, aus eigener Initiative eine Pressemitteilung verfasst und sie in den größten polnischen Medien verbreitet. Die dritte Ausgabe des EMiGRA Filmfestivals wurde von der fachlichen Filmpresse ebenfalls sehr positiv anerkannt und resümiert. Eine Rezension des ausführlichen Verlaufs wurde in dem von dem polnischen Filmverband herausgegebenen Filmmagazin veröffentlicht.
Ab dem Jahr 2020 planen wir das Format des EMiGRA Filmfestivals zu erweitern, indem wir eine spezielle Edition in Deutschland organisieren.
Bereits im Dezember 2019 haben wir es im Arsenal Kino am Potsdamerplatz geschafft, EMiGRA dem deutschen Publikum bekannt zu machen.
7 EMiGRA 2019 in Berlin
Im Dezember 2019 fand zum dritten Mal das EMiGRA Festival in Berlin statt. EMiGRA entdeckt Polen, die im Ausland leben und die renommiertestes Filmpreise gewinnen, wie Piotr Fudakowski aus Großbritannien, Regisseur des Films Secret Sharer und Oscar-Preisträger für den Film Tsotsi oder Adriana Kulig – Produzentin des Kurzfilms „The Last Day of Summer”, der den sogenannten Kiddy Oscar erhielt. Das Thema des 7. EMiGRA Festivals war der Künstler auf EMiGRAtion. Dank eines neuen Partners, der größten Kulturinstitution in Masowien, dem Masowischen Kulturinstitut (MIK), ist EMiGRA zu einem interdisziplinären Festival geworden, bei dem Filmvorführungen mit literarischen Treffen und Konzerten kombiniert werden, sodass einzigartige künstlerische Veranstaltungen entstehen. Ein Beispiel für diese Art von Veranstaltung ist EMiGRA – KOMEDA – ein Musikkonzert von Krzysztof Komeda (Musikkomponist für Roman Polańskis Filme) des herausragenden Münchner Saxophonisten Leszek Żądło und die Projektion des Films von Claudia Buthenhoff-Duffy Krzysztof Komeda – Soundtrack für ein Leben. Im literarischen Teil von der 7. EMiGRA diskutierten polnische Schriftsteller – Manuela Gretkowska aus Polen, Grażyna Plebanek aus Belgien, Romuald Mieczkowski aus Vilnius, Brygida Helbig und Stanisław Strasburger aus Berlin mit dem Publikum über die Frage der doppelten Identität. Zum Finale der 7. EMiGRA hatte das Berliner Publikum die einmalige Gelegenheit, die Songs des Albums „Miss B“ in der Ausführung ihres Autors Leszek Żądło anzuhören und sich an Barbara Kwiatkowska-Lass zu erinnern – die Heldin des Films Eva will schlafen und die Mutter der berühmten deutschen Schauspielerin Katharina Böhm.
8 EMiGRA 2020 in Deutschland
Als wir vor sieben Jahren das EMiGRA-Festival in Warschau starteten, war es ein Treffen von im Ausland lebenden Polen mit Ausländern anderer Herkunft, die in Polen leben. Es sollte ein Festival aller EMiGRAnten sein. Ab dem Jahr 2020 möchten wir es in dieser Form auf das EMiGRA Festival nach Deutschland übertragen. Ich lebe seit 30 Jahren im multikulturellen Berlin. Meine, in dieser Stadt geborenen, deutsch-polnischen Kinder habe ich immer bekräftigt, dass sie das Beste aus beiden Kulturen herausholen sollen. Derzeit gibt es in Deutschland mehrere ethnische Filmfestivals, darunter das griechische Festival Hellas Filmbox Berlin oder das Arabische Festival Tübingen. Aber die Initiative zur Gründung des EMiGRAnten-Filmfestivals in Deutschland sollte gerade von uns, den Polen ausgehen, um anderen Nationen zu zeigen, dass wir die historische Vergangenheit brechen können. Ein Film ist die am leichtesten zugängliche Form von Kunst und in weiten Kreisen des Publikums am beliebtesten. Deshalb ist es am einfachsten, kulturelle Unterschiede anhand eines Films zu erklären und auf diese Weise die Angst vor anderen Kulturen zu nehmen. Das hervorragende Beispiel für einen Film, der ethnische Unterschiede auf berührende, tiefe und gleichzeitig humorvolle Weise erklärt, ist Almanya – Willkommen in Deutschland aus dem Jahr 201, unter der Regie von Yasemin Şamdereli. Beispiele für deutsche Regisseure, die aufgrund ihrer Herkunft einzigartige Filme schaffen und die auf Festivals ausgezeichnet wurden, sind Fatih Akin oder Burhan Qurbani – Autor der neuesten Verfilmung von Alfred Döblins Roman – Berlin Alexanderplatz.
Ein modernes psychologisches Konzept ist heutzutage die Filmtherapie. Hier würde ich noch weiter gehen – das EMiGRA-Filmfestival ist eine interkulturelle Filmtherapie für Zuschauer und Teilnehmer, die ein besseres Verständnis eines „ausländischen“ Nachbarn ermöglicht, der seit mehreren Jahren sowohl am selben Ort als auch im selben Haus lebt. Jeder, der sehen und fühlen möchte, wie es sich im Ausland lebt, hat die Möglichkeit, dies während des EMiGRA-Festivals zu erleben. In den Zeiten der Multikulturalität müssen wir einen Schritt weitergehen um nach Interkulturalität zu streben, und Filme über Migranten, sowie das EMiGRA Filmfestival sind das einfachste Werkzeug, um das zu erreichen.
Agata Lewandowski